Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2016; 6(01): 15
DOI: 10.1055/s-0041-107771
Politik und Gesundheit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Steckbrief – Das IQWiG – die Kosten-Nutzen-Prüfer

Julia Rojahn
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Publication History

Publication Date:
15 February 2016 (online)

 

Was macht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)?

Das IQWiG untersucht Nutzen und Schaden von Arzneimitteln u. a. medizinischen Maßnahmen – streng wissenschaftlich und inhaltlich unabhängig von Industrie, Krankenkassen und Politik. Die Gründung des IQWiG erfolgte 2004 nach dem GKV-Modernisierungsgesetz. Nachdem das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) 2011 die frühe Nutzenbewertung für Arzneimittel einführte, wird das IQWiG auch damit beauftragt.


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Aufgaben

  • Bewertung von Diagnose- und Behandlungsmethoden bei ausgewählten Krankheiten

  • Kosten- und Nutzenbewertung von Arzneimitteln, z. B. die frühe Nutzenbewertung nach AMNOG mit der Frage, ob ein neues Mittel wirklich besser ist als die vorhandenen („Zusatznutzen“)

  • Erarbeitung evidenzbasierter Leitlinien für die Behandlung epidemiologisch bedeutsamer Krankheiten

  • Empfehlungen für neue Disease-Management-Programme

  • Bereitstellung allgemeinverständlicher Informationen zu Qualität und Effizienz in der Gesundheitsversorgung


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Organisation

  • Sitz in Köln mit ca. 180 Mitarbeitern

  • Leiter: Prof. Dr. med. Jürgen Windeler. Er löste 2010 Prof. Dr. med. Peter Sawicki ab, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.


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Zusammenarbeit mit anderen Institutionen

  • Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist Hauptauftraggeber des IQWiG, außerdem kann das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Gutachten in Auftrag geben. Das IQWiG kann aber auch in eigener Regie Fragen bearbeiten und die Ergebnisse als „Arbeitspapier“ veröffentlichen.

  • Das IQWiG liefert Empfehlungen, ob z. B. ein Zusatznutzen vorliegt oder dieser die Kosten rechtfertigt – es entscheidet aber nicht selbst z. B. über die Erstattungsfähigkeit oder den Preis.

  • Träger des IQWiG ist die private „Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“. Der 12-köpfige Stiftungsrat als Aufsichtsorgan ist paritätisch besetzt mit Vertretern

    • der Finanzierungsträger (GKV-Spitzenverband) und

    • der Leistungserbringer (Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Deutsche Krankenhausgesellschaft).


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Finanzierung

  • Zuschläge für stationäre und ambulante medizinische Leistungen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung

  • Der G-BA legt jährlich die Höhe der Zuschläge fest, zieht sie ein und leitet sie an das IQWiG bzw. die Trägerstiftung weiter.


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Aktuelle Zahlen (Stand: Ende 2014)

  • Haushaltsplan für 2015: ca. 18 Mio. €

  • Besucher auf http://www.gesundheitsinformation.de: ca. 333 000 im Jahr 2014

  • 75 abgeschlossene wissenschaftliche Arbeiten in 2014, davon 43 Dossierbewertungen zur frühen Nutzenbewertung

  • letzte Nutzenbewertungen: Nivolumab, Dabrafenib / Trametinib, Pomalidomid, Regorafenib (alles Krebsmedikamente)

Wichtig für den Arzt in Weiterbildung

  • Das IQWiG wurde v. a. in den ersten Jahren von verschiedenen Seiten sehr kritisch beäugt. Bei der Bewertung von Arzneimitteln gilt es manchen weiterhin als zu „pharmafeindlich“, seine Methodik als zu starr. Mit seinen Bewertungen wolle das Institut v. a. den Preis neuer Präparate drücken.

  • Die im AMNOG von 2011 vorgesehene Nutzenbewertung von Arzneimitteln aus dem Bestandsmarkt wurde 2014 wieder abgeschafft.

  • Das IQWiG wird evtl. auch an den zukünftigen Bewertungen besonders riskanter Medizinprodukte beteiligt sein (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz 2015).

  • Das IQWiG führt keine eigenen klinischen Studien durch, sondern wertet die vorhandene Literatur nach Standards der evidenzbasierten Medizin aus. Dafür fordert das Institut auch unveröffentlichte Daten z. B. von Unternehmen an.

  • Alle Berichte und Ergebnisse (Berichte, Rapid Reports, Arbeitspapiere, Dossierbewertungen, Potenzialbewertungen) werden auf der IQWiG-Website publiziert.

Julia Rojahn


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Weiterführende Literatur

Ausführliche Informationen finden Sie hier:

Beitrag online zu finden unter http://www.dx.doi.org.accesdistant.sorbonne-universite.fr/10.1055/s-0041-107771


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