Zentralbl Chir 2025; 150(01): 14-15
DOI: 10.1055/a-2464-0731
Thoraxchirurgie
Kurz referiert

Nichtkleinzeller: häufiger befallene Schnittränder nach sublobärer Resektion

Contributor(s):
Judith Lorenz
Wong LY. et al.
Impacts of Positive Margins and Surgical Extent on Outcomes After Early-Stage Lung Cancer Resection.

Ann Thorac Surg 2024;
118: 1126-1134
DOI: 10.1016/j.athoracsur.2024.05.032
 

Beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) im Frühstadium gelten sublobäre Resektionen zunehmend als Alternative zur Lobektomie. Die onkologische Sicherheit ist laut Studienlage allerdings nur dann gegeben, wenn intraoperativ ein Schnellschnitt die Tumorfreiheit der Resektionsränder bestätigt. In der klinischen Praxis gibt jedoch häufig erst der abschließende Histologiebefund Auskunft zum Resektionsstatus.


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Wie sich das auf die Überlebensprognose auswirkt, prüfte nun ein US-Forscherteam. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Resektionsausmaß, dem Tumorbefall der Schnittränder und dem Überleben beim NSCLC im Stadium I. Mithilfe der National Cancer Database identifizierten sie 181824 Erwachsene, die sich zwischen 2006 und 2020 aufgrund eines NSCLC im Stadium T1–2 N0 M0 einer primären Operation unterzogen hatten: einer sublobären Resektion (Keilresektion, Segmentektomie, nicht spezifizierte sublobäre Resektion) oder einer Lobektomie. Anschließend prüften sie, in wie vielen Fällen jeweils ein Tumorbefall der Schnittränder diagnostiziert worden war und welche Faktoren hierfür prädisponierten. Weiterhin gingen sie der Frage nach, inwiefern tumorbefallene Resektionsränder die Überlebensprognose beeinflussten. Mithilfe verschiedener Subgruppenanalysen prüften sie u. a., in welchem Ausmaß Personen mit einer R1- oder R2-Situation nach sublobärer Resektion von einer Radiatio profitieren.

Ergebnisse

5089 Tumorkranke (2,8%) hatten befallene Resektionsränder. Die Inzidenz positiver Schnittränder betrug nach Lobektomie 2,4%, nach sublobärer Resektion dagegen 4,5%. Die multivariate Analyse zeigte: Die sublobäre Resektion stellte den stärksten unabhängigen Prädiktor hinsichtlich des Tumorbefalls der Schnittränder dar (Odds Ratio: 2,06; 95%-KI: 1,91–2,23). Weitere signifikante Risikofaktoren umfassten höheres Alter, höherer Charlson-Deyo-Komorbiditätenscore, größere Tumorausdehnung sowie Behandlung in einem Gemeindekrankenhaus. Die R0-resezierten Personen wiesen im Vergleich zu den Personen mit befallenen Schnitträndern ein signifikant besseres 5-Jahres-Gesamtüberleben auf (69,2 vs. 44,0%) – und zwar unabhängig davon, ob sie eine Lobektomie (70,4 vs. 46,9%) oder eine sublobäre Resektion (37,5 vs. 64,1%) absolviert hatten. Außer dem Lymphknotenbefall, höherem Alter, einem höheren Komorbiditätenscore sowie größeren Tumoren stellten positive Schnittränder (Hazard Ratio: 1,71; 95%-KI: 1,63–1,78) den stärksten unabhängigen Prädiktor für ein schlechteres Überleben dar. Eine sublobäre Resektion prädisponierte im Vergleich zur Lobektomie ebenfalls hierfür (Hazard Ratio: 1,24; 95%-KI: 1,21–1,27). Eine adjuvante Radiatio bzw. Chemotherapie verbesserten dagegen die Überlebenschancen signifikant. Bei positiven Resektionsrändern wurde im Anschluss an die Operation signifikant häufiger eine Radiatio (17 vs. 1%) oder eine Chemotherapie (16 vs. 13%) verabreicht. Die adjuvante Bestrahlung verbesserte allerdings das 5-Jahres-Gesamtüberleben von sublobär resezierten Personen mit positiven Schnitträndern im Vergleich zum Verzicht auf die Bestrahlung nicht wesentlich (36,3 vs. 38,3%).

Fazit

Beim NSCLC im Stadium I muss nach sublobärer Resektion häufiger mit einem Tumorbefall der Schnittränder gerechnet werden als nach Lobektomie, betonen die Forschenden. Eine Radiatio gleicht dabei die schlechtere Überlebensprognose der Betroffenen nicht aus. Eine onkologisch inadäquate Operation kann also offenbar nicht durch eine 2. Therapiemodalität kompensiert werden, so die Forschenden. Angesichts dessen empfehlen sie einen großzügigen Einsatz der intraoperativen Schnittrandbeurteilung.


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Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publication History

Article published online:
05 February 2025

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