Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(01): 17-18
DOI: 10.1055/a-2451-3583
Für Sie referiert

Kindliche Adipositas mit MASLD prädisponiert für frühen Typ-2-Diabetes

Contributor(s):
Friederike Klein
Putri RR. et al.
Steatotic Liver Disease in Pediatric Obesity and Increased Risk for Youth-Onset Type 2 Diabetes.

Diabetes Care 2024; dc241236
DOI: 10.2337/dc24-1236
 

Bei Adipositas in der Kindheit ist eine intermediäre Hyperglykämie mit einem erhöhten Risiko für einen Typ-2-Diabetes assoziiert. Ob eine MASLD (Abk. für metabolic dysfunction associated steatotic liver disease) im Zusammenspiel mit einer intermediären Hyperglykämie das Diabetes-Risiko weiter erhöht, ist bislang unklar.


#

Ein Team der pädiatrischen Abteilung des Karolinska-Instituts in Stockholm um Resthie R. Putri ging dieser Frage nach. Basis der Studie war eine nationale Kohortenstudie mit Kindern, die im schwedischen Register für die pädiatrische Adipositasbehandlung BORIS erfasst sind, und die mit anderen schwedischen Registern verlinkt werden kann. Ausgewertet wurden Daten von 10346 Kindern mit Übergewicht oder Adipositas Grad I bis III (Adipositas-Kohorte) nach den standardisierten Body-Mass-Index-Perzentilen (BMI-SDS) und 59336 vergleichbaren Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung im Alter von 9 bis 18 Jahren. Das Forschungsteam untersuchte, ob es bei den adipösen pädiatrischen Patient*innen eine Assoziation von MASLD mit einem im Jugendalter beginnenden Typ-2-Diabetes gibt, ob MASDL und intermediäre Hyperglykämie hinsichtlich des Diabetesrisikos zusammenwirken und wie sich die Adipositas-Behandlung auf das Typ-2-Diabetes-Risisko auswirkt. Eine MASLD war durch die dokumentierten Transaminasenwerte oder einen entsprechenden Diagnose-Code definiert. Eine intermediäre Hyperglykämie lag bei einem Nüchternblutzucker bei Registereinschluss von 6,1–6,9 mmol/l (110–125 mg/dl) oder einem HbA1c von 5,7%–6,4% (39–46 mmol/mol) vor. Die Angaben zum Typ-2-Diabetes stammten aus nationalen Registern.

Ergebnisse

Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 8,1 Jahren betrug das mediane Alter bei Diagnose eines Typ-2-Diabetes in der Adipositas-Kohorte 16,9 Jahre, bei den Kontrollen 22,8 Jahre. Die höchste Inzidenzrate (IR) eines Typ-2-Diabetes fand sich bei Patient*innen mit Übergewicht oder Adipositas und MASLD (IR 131,1; 95% Konfidenzintervall [KI] 109,4–157,0 pro 100.000 Patient*innenjahre), die niedrigste in der Kontrollkohorte (IR 2,8; 95% KI 2,3–3,3 pro 100.000 Patient*innenjahre). Im Alter von 30 Jahren lag die kumulative Inzidenz eines Typ-2-Diabetes bei Adipositas und MASLD bei 22,7%, bei alleiniger Adipositas bei 9,9% und bei den Kontrollpersonen bei 0,7%. Eine MASLD war unabhängig von Alter, Geschlecht, Grad der Adipositas, dem Vorhandensein einer intermediären Hyperglykämie und dem Bestehen einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung der Eltern mit einem erhöhten Risiko für einen Typ-2-Diabetes assoziiert (HR 2,71, 95% KI 2,14–3,43). Diese Assoziation war am deutlichsten in der Adoleszenz (Hazard Ratio [HR] 3,99; 95% KI 2,99–5,32) und schwächte sich danach ab (Hazard Ratio [HR] 1,28; 95% KI 0,79–2,07). Es ließ sich ein gleichgerichteter Effekt von MASLD und einer intermediären Hyperglykämie belegen. Lagen beide Faktoren vor, war das Typ-2-Diabetes-Risiko neunfach erhöht (HR 9,04; 95% KI 6,38–12,79).

Sprachen die pädiatrischen Patient*innen optimal auf die Adipositastherapie an, reduzierte sich das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, deutlich (HR 0,23; 95% KI 0,09–0,57). Ein optimales Ansprechen war definiert durch eine Abnahme des BMS-SDS von mindestens 0,25 Einheiten.

Fazit

Eine MASLD wirkt synergistisch mit einer pädiatrischen Adipositas zusammen und führt zu einem dramatischen Anstieg des Risikos für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes im Jugendalter, betonen die Autor*innen. Unabhängig von einer bestehenden MASLD kann eine erfolgreiche Adipositastherapie allerdings das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen deutlich vermindern.


#

Friederike Klein, München


#

Publication History

Article published online:
12 February 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany