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DOI: 10.1055/a-2445-6977
Myokarditis: prognostische Implikationen klinischer und bildgebender Diagnosekriterien
Prognostic Implications of Clinical and Imaging Diagnostic Criteria for Myocarditis.
J Am Coll Cardiol 2024;
84: 1373-1387
DOI: 10.1016/j.jacc.2024.07.018
Die European Society of Cardiology (ESC), das American College of Cardiology, die American Heart Association und Expertenkonsensdokumente bieten unterschiedliche Diagnosekriterien für Myokarditis an. Ihre Überschneidungen und ihr prognostischer Wert wurden bisher nie verglichen. Ziel dieser Studie ist es, den prädiktiven Wert der ESC-Kriterien für klinisch vermutete Myokarditis mit den aktualisierten Lake-Louise-Kriterien (LLC), Kriterien der American Heart Association für wahrscheinliche akute Myokarditis (pAM) und den Expertenkonsenskriterien für akute Myokarditis (AM) und komplizierte Myokarditis (CM) zu bewerten und zu vergleichen.
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Patienten mit einem klinischen Verdacht auf Myokarditis, die zur kardialen Magnetresonanztomografie in 2 Zentren überwiesen wurden, wurden prospektiv in die Analyse eingeschlossen und der Zusammenhang zu den verschiedenen Diagnosekriterien hergestellt. Primäre Studienendpunkte waren Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, Rezidiv-Myokarditis, anhaltende ventrikuläre Tachykardie (VA) oder Tod. Patienten mit einer früheren Kardiomyopathie waren ausgeschlossen.
Ergebnisse
Unter den 1557 Patienten, die wegen einer möglichen Myokarditis zur Magnetresonanztomografie (CMRT) überwiesen wurden, hatten 1050 (62,6% männlich; 48,9 ± 16,8 Jahre alt) keine andere Diagnose. Von diesen erfüllten 938 (89,3%) die ESC-Kriterien für klinisch vermutete Myokarditis, 299 (28,5%) die Lake-Louise-Criteria (LLC) und 356 (33,9%), 216 (20,6%) und 77 (7,3%) pAM, AM bzw. CM die Kriterien der American Heart Association. Bei einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 3,4 Jahren traten bei 161 Patienten (15,3%) unerwünschte Ereignisse auf. Die höchsten jährlichen Ereignisraten (6,6%) wurden bei Patienten beobachtet, welche die LLC erfüllten, während negative ESC-Kriterien eine ausgezeichnete Prognose anzeigten (jährliche Ereignisrate 0,7%). Unter allen Myokarditis-Definitionen wiesen die ESC-Kriterien und die LLC die stärksten multivariablen Ergebnisprädiktoren auf und besaßen einen unabhängigen und inkrementellen Prognosewert (HR adjustiert: 3,87; 95%-KI: 1,22–12,2; p = 0,021, bzw. HR adjustiert: 2,53; 95%-KI: 1,83–3,49; p < 0,001), wenn sie an klinische Merkmale angepasst wurden.
In einer Real-World-Kohorte von Patienten mit möglicher Myokarditis wurde die Diagnose Myokarditis bei den meisten Patienten anhand der ESC-Kriterien gestellt, während nur etwa ein Viertel der Patienten eine Diagnose mit LLC erhielt. Der unabhängige prognostische Wert der ESC-Kriterien und der LLC unterstreicht die ergänzende Rolle klinischer und CMR-basierter Befunde bei der Diagnose und Risikostratifizierung einer Myokarditis.
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Prof. Dr. med. Johannes B. Dahm, Göttingen
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Publication History
Article published online:
05 February 2025
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