Aktuelle Kardiologie 2025; 14(01): 18-19
DOI: 10.1055/a-2445-6951
Aktuelles aus der klinischen Forschung

Kein Betablocker nach Herzinfarkt und LVEF>40% der langfristigen Standardtherapie nicht unterlegen

Contributor(s):
Johannes B. Dahm
Silvain J. et al.
Beta-Blocker Interruption or Continuation after Myocardial Infarction.

N Engl J Med 2024;
391: 1277-1286
DOI: 10.1056/NEJMoa2404204
 

Die angemessene Dauer der Behandlung mit Betablockern nach einem Herzinfarkt ist bisher unbekannt. Frühere Metaanalysen zu diesem Thema haben widersprüchliche Ergebnisse gezeigt, und es gibt keine verlässlichen Daten, welche die Auswirkungen einer langfristigen Betablockertherapie bei Patienten ohne Herzinsuffizienz nach akutem Myokardinfarkt untersucht haben.


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In einer multizentrischen, offenen, randomisierten Nichtunterlegenheitsstudie, die an 49 Standorten in Frankreich durchgeführt wurde, wurden Patienten mit Vorgeschichte eines Herzinfarkts nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1 : 1 zu einer Unterbrechung oder Fortsetzung der Betablockerbehandlung randomisiert. Alle Patienten hatten während der Langzeitbehandlung mit Betablockern eine linksventrikuläre Auswurffraktion von mindestens 40% und hatten in den letzten 6 Monaten kein kardiovaskuläres Ereignis in der Vorgeschichte. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Tod, nicht tödlichem Herzinfarkt, nicht tödlichem Schlaganfall oder Krankenhausaufenthalt aus kardiovaskulären Gründen im Follow-up (≥ 1 Jahr), gemäß einer Analyse der Nichtunterlegenheit (definiert als Unterschied zwischen den Gruppen von < 3%-Punkten für die obere Grenze des zweiseitigen 95%-Konfidenzintervalls). Der wichtigste sekundäre Endpunkt war die Veränderung der Lebensqualität, gemessen mit dem Fragebogen „European Quality of Life-5 Dimensions“.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 3698 Patienten randomisiert: 1846 in die Unterbrechungsgruppe und 1852 in die Fortsetzungsgruppe. Die mediane Zeit zwischen dem letzten Herzinfarkt und der Randomisierung betrug 2,9 Jahre (Interquartilbereich 1,2–6,4), und die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 3,0 Jahre (Interquartilbereich 2,0–4,0). Ein primäres Ergebnisereignis trat bei 432 von 1812 Patienten (23,8%) in der Unterbrechungsgruppe und bei 384 von 1821 Patienten (21,1%) in der Fortsetzungsgruppe auf (Risikodifferenz 2,8 Prozentpunkte; 95%-Konfidenzintervall [KI] < 0,1–5,5), was einer Hazard Ratio von 1,16 entspricht (95%-KI 1,01–1,33; p = 0,44 für Nichtunterlegenheit). Die Unterbrechung der Betablockerbehandlung schien die Lebensqualität der Patienten nicht zu verbessern.

Fazit

Bei Patienten mit einem Herzinfarkt in der Anamnese erwies sich eine Unterbrechung der Langzeitbehandlung mit Betablockern als nicht unterlegen gegenüber einer Strategie der Fortsetzung der Betablockerbehandlung.


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Prof. Dr. med. Johannes B. Dahm, Göttingen


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Publication History

Article published online:
05 February 2025

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