Aktuelle Kardiologie 2025; 14(01): 12
DOI: 10.1055/a-2445-6939
Aktuelles aus der klinischen Forschung

Keine Schleifendiuretika bei Herzerkrankungen (außer Herzinsuffizienz)?

Contributor(s):
Johannes B. Dahm
Friday JM. et al.
Loop diuretic therapy with or without heart failure: impact on prognosis.

Eur Heart J 2024;
45: 3837-3849
DOI: 10.1093/eurheartj/ehae345
 

Leitlinien empfehlen Schleifendiuretika zur Behandlung von Symptomen und Anzeichen einer Stauung bei Herzinsuffizienz (CHF). Bei Patienten mit CHF sind die Entwicklung einer Stauung und die Notwendigkeit des Einsatzes von Schleifendiuretika mit einer ungünstigen Prognose verbunden. Schleifendiuretika kommen aber auch bei therapieresistentem Bluthochdruck, zur Behandlung einer Stauung aufgrund einer Nierenerkrankung oder zum Lindern von unspezifischen Symptomen auch ohne Herzfunktionsstörung oder Herzinsuffizienz zum Einsatz. In der vorliegenden Studie wurde die Inzidenz zur Verordnung von Schleifendiuretika bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht.


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Es wurden regionale Gesundheitsakten aus Glasgow (2009–2016) für Erwachsene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Einnahme von Schleifendiuretika erhoben. Die Ergebnisse wurden mithilfe von Cox-Modellen mit Hazard Ratios, die an Alter, Geschlecht, sozioökonomische Benachteiligung und Begleiterkrankungen angepasst wurden (adjHR), untersucht.

Ergebnisse

Von 198898 Patienten (medianes Alter 65 Jahre; 55% Frauen) nahmen 161935 (81%) weder Schleifendiuretika noch wurde eine Herzinsuffizienz diagnostiziert (Referenzgruppe), 23963 (12%) nahmen Schleifendiuretika, ohne dass eine Herzinsuffizienz (CHF) vorlag, bei 7844 (4%) lag eine Herzinsuffizienz (CHF) vor und sie nahmen Schleifendiuretika ein, und 5156 (3%) hatten eine Herzinsuffizienz (CHF), erhielten aber keine Schleifendiuretika. Im Vergleich zur Referenzgruppe (keine CHF, kein Schleifendiuretikum) war die 5-Jahres-Mortalität bei Herzinsuffizienz ohne Schleifendiuretika nur geringfügig höher (22%; adjHR 1,2 [95%-KI 1,1–1,3]), war erheblich höher bei Patienten, die Schleifendiuretika einnahmen und keine Herzinsuffizienz hatten (40%; adjHR 1,8 [95%-KI 1,7–1,8]) und war am höchsten bei Herzinsuffizienz adjHR 2,2 (95%-KI 2,0–2,2).

Fazit

Schleifendiuretika werden häufig bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen verordnet, deren Symptome denen der Herzinsuffizienz ähneln. Die Anwendung von Schleifendiuretika bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ohne Herzinsuffizienz ging in der vorliegenden umfangreichen Studie (n = 198898) mit einer Erhöhung der Sterblichkeit einher.

Weiterführende Hinweise

Auch in den aktuellen Studien zur Effizienz von Semaglutid bei HFpEF (Stop-HF) galt der geringere Diuretikabedarf als wesentliches Merkmal der Vorteile der Therapie mit GLP-1 bei HFpEF und Adipositas.


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Prof. Dr. med. Johannes B. Dahm, Göttingen


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Publication History

Article published online:
05 February 2025

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