Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2445-6813
Neuer Biomarker zur Bewertung des Schlaganfallrisikos bei VHF
Neurofilament Light Chain and Risk of Stroke in Patients With Atrial Fibrillation.
Circulation 2024;
150: 1090-1100
DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.124.069440
Biomarker, die Hirnverletzungen widerspiegeln, werden bei der Risikobewertung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern (VHF) bisher nicht routinemäßig verwendet. Die Neurofilament-Leichtkette (NFL) ist ein neuer Biomarker, der nach zerebralen Schädigungen ins Blut freigesetzt wird. In der vorliegenden Studie wurde der Zusammenhang zwischen den Plasmakonzentrationen von NFL bzw. anderen Biomarkern und dem Schlaganfall- und Sterberisiko bei Patienten mit VHF, die keine orale Antikoagulation erhalten, untersucht.
#
Für diese Beobachtungsstudie standen Plasmaproben von 3077 Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) aus den Patientenkohorten der ACTIVE A- (2003–2008) und AVEROES-Studie (2007–2009) zur Verfügung. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 1,5 Jahre. Der Nachweis der Neurofilament-Leichtkette (NFL) erfolgte mit einem Single Molecule Array (Simoa). Zusammenhänge mit den Studienendpunkten (Schlaganfall, Nachweis einer systemischen Embolie, ischämischer Schlaganfall, kardiovaskulärer Tod und Tod durch jegliche Ursachen) wurden mit Cox-Regressionsmodellen untersucht.
Ergebnisse
In der kombinierten Kohorte betrug der mediane NFL-Wert 16,9 ng/l (Interquartilbereich 11,1–26,5 ng/l), das mediane Alter betrug 71 Jahre, 58% waren Männer und 13% hatten bereits einen Schlaganfall erlitten. NFL war mit höherem Alter, höherem Kreatinin, niedrigerem Body-Mass-Index, einem früheren Schlaganfall, weiblichem Geschlecht und Diabetes assoziiert, nicht jedoch mit Herzrhythmusauffälligkeiten. Ein höherer NFL-Wert war mit einem höheren Risiko für Schlaganfall oder systemische Embolie (n = 206) verbunden, unabhängig von klinischen Merkmalen (Hazard Ratio 1,27 [95%-KI 1,10–1,46] pro Verdoppelung des NFL-Werts) und anderen Biomarkern (Hazard Ratio 1,18 [95%-KI 1,01–1,37]) und auch bei Patienten ohne früheren Schlaganfall (Hazard Ratio 1,23 [95%-KI 1,02–1,48]). NFL war außerdem unabhängig mit kardiovaskulären (n = 219) und Todesfällen jeglicher Ursache (n = 311) assoziiert. Der Concordance-Index (C-Index) für Schlaganfälle, der nur NFL verwendete, lag bei 0,642 und entsprach damit den derzeit verwendeten klinischen Risikoscores. Die Diskriminierung mittels NFL verbesserte sich durch das Hinzufügen von weiteren Merkmalen (NT-proBNP und hochsensitives Troponin T) und führte zu einem C‑Index von 0,727.
NFL, das mit höherem Alter, höherem Kreatinin, niedrigerem Body-Mass-Index, einem früheren Schlaganfall, weiblichem Geschlecht und Diabetes, nicht jedoch mit Herzrhythmus, assoziiert war, spiegelt offene und verdeckte Episoden zerebraler Ischämie wider und verbessert die Risikobewertung von Schlaganfall und Tod bei Patienten mit Vorhofflimmern (ohne orale Antikoagulation). Die Kombination von NFL mit Informationen zu Alter, Schlaganfallvorgeschichte und anderen Biomarkern sollte als zukünftiger Ansatz zur Bewertung des Schlaganfallrisikos bei Patienten mit Vorhofflimmern untersucht werden.
#
Prof. Dr. med. Johannes B. Dahm, Göttingen
#
Publication History
Article published online:
05 February 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany