Rofo 2025; 197(01): 20
DOI: 10.1055/a-2444-8959
Brennpunkt

LUNGE THORAX – CT-Befunde nach überstandener COVID-19-Infektion

Contributor(s):
Stephanie Gräwert
Han X, Chen L, Fan Y. et al.
Longitudinal Assessment of Chest CT Findings and Pulmonary Function after COVID-19 Infection.

Radiology 2023;
DOI: 10.1148/radiol.222888
 

    Auch nach überstandener COVID-19-Infektion kann die Lunge weiterhin geschädigt und/oder in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Als morphologisches Korrelat finden sich in der Bildgebung beispielsweise Milchglastrübungen, Bronchiektasen oder zystische Veränderungen. In China wurden 144 Patienten 6, 12 und 24 Monate nach überstandener COVID-19-Infektion im CT untersucht, um herauszufinden, wie die CT-Befunde mit der Lungenfunktion korrelieren.


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    Bei den im Schnitt 60 Jahre alten Patienten hatte die COVID-19-Infektion in den meisten Fällen einen schweren Verlauf genommen (78%). Bei rund einem Fünftel war es zu einem akuten Lungenversagen gekommen (19%), 15 bzw. 13% mussten intensivmedizinisch behandelt bzw. nicht invasiv beatmet werden. Die stationäre Behandlung dauerte im Schnitt 20 Tage.

    Nach 6 Monaten litten noch 30% der Patienten an respiratorischen Beschwerden, wie Husten, Auswurf oder Belastungsdyspnoe. Doch im Verlauf war ein Rückgang auf 25% (nach 12 Monaten) bzw. 22% (nach 24 Monaten) zu verzeichnen. Das Symptom, das auch 2 Jahre nach der Erkrankung noch am häufigsten bestand, war die Belastungsdyspnoe (14%). Die Diffusionskapazität besserte sich im Verlauf zwar stetig (DLCO 80% des Erwartungswert nach 6 Monaten vs. 82 bzw. 84% nach 12 bzw. 24 Monaten), doch signifikant waren die Unterschiede zwischen den verschiedenen Untersuchungszeitpunkten nicht.

    In den CT-Aufnahmen fanden sich nach 6 Monaten noch bei mehr als der Hälfte der Patienten (54%) interstitielle Veränderungen (12 Monate: 42%). Die CT-Untersuchungen 2 Jahre nach Symptombeginn zeigten dies hingegen nur noch in 39% der Fälle. Allerdings war nur bei den nicht fibrotischen Läsionen ein Rückgang zu verzeichnen (6, 12 bzw. 24 Monate: 31, 19 bzw. 16%), während die fibrotischen Veränderungen des Interstitiums sowohl 6 als auch 12 und 24 Monate nach der Erkrankung bei 23% der Patienten zu finden waren. Patienten mit fibrotischen interstitiellen Veränderungen litten nach 2 Jahren auch immer noch zu einem großen Teil unter residuellen Beschwerden (45 vs. 17% bei nicht fibrotischen Veränderungen) und wiesen eine gestörte Diffusionskapazität auf (60 vs. 22%).

    Bei 61% der Patienten war die Lunge nach 2 Jahren radiologisch unauffällig. Diese Patientengruppe klagte im Vergleich zu den Patienten mit weiterhin sichtbaren interstitiellen Veränderungen auch seltener über respiratorische Beschwerden (15 vs. 34%; Husten 6 vs. 18%; Belastungsdyspnoe 8 vs. 23%). Eine gestörte Diffusionskapazität (DLCO ≤ 75% des Erwartungswerts) fand sich bei 43% der Patienten mit interstitiellen Veränderungen, aber nur bei 20% der Patienten mit unauffälligem radiologischem Befund.

    Fazit

    Zwar ging die Inzidenz interstitieller Lungenveränderungen im Laufe der Zeit zurück, doch auch 2 Jahre nach überstandener COVID-Infektion waren sie in der hier untersuchten Kohorte noch bei 39% der Patienten sichtbar und assoziiert mit respiratorischen Beschwerden und einer gestörten Diffusionskapazität. Doch auch einige Patienten mit unauffälligen CT-Befunden litten noch unter Husten, Auswurf oder Dyspnoe bzw. einer gestörten Diffusionskapazität. In diesen Fällen könnten möglicherweise andere Bildgebungsmethoden helfen, dies weiter abzuklären.

    Stephanie Gräwert, Leipzig


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    Publication History

    Article published online:
    02 January 2025

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