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DOI: 10.1055/a-2417-0112
HERZ GEFÄßE – Perikoronarer FAI-Wert als Prädiktor der In-Stent-Stenose
Prediction value of pericoronary fat attenuation index for coronary in-stent restenosis.
Eur Radiol 2024;
34: 4950-4959
DOI: 10.1007/s00330-023-10527-0
Die In-Stent-Stenose (ISS) ist eine typische Komplikation nach der perkutanen Koronarintervention (PCI), die sich auch mit medikamentenbeschichteten Stents nicht sicher verhindern lässt. Entzündungsprozesse in den Koronararterien tragen maßgeblich zur ISS bei, da sie die neointimale Proliferation und die Neo-Arteriosklerose begünstigen. Ein Marker, der diese Entzündungsprozesse widerspiegelt, ist der perikoronare Fett-Attenuation-Index (FAI).
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Um herauszufinden, ob sich eine In-Stent-Stenose mit Hilfe dieses Wertes vorhersagen lässt, wurden in einer retrospektiven Studie die koronaren CT-Angiografieaufnahmen (CCTA) von 126 Patienten ausgewertet. Allen Patienten war bei einer PCI ein medikamentenbeschichteter Stent eingesetzt worden. Das Durchschnittsalter der mehrheitlich männlichen Kohorte lag bei 56,4 Jahren. Fast 2 Drittel litten unter einer Hypertonie (65,9%) und mehr als 80% unter einer Hyperlipidämie.
Der perikoronare FAI-Wert der insgesamt 180 Zielläsionen lag in den Aufnahmen, die eine Woche vor der Stentimplantation durchgeführt worden waren, durchschnittlich bei –74,2 HU und korrelierte schwach mit dem CRP-Wert (im Schnitt 1,39 ng/ml). Patienten, die im Verlauf eine ISS (definiert als Stenose ≥50% in der CCTA oder Koronarangiografie im Schnitt 22,5 Monate nach der PCI) entwickelten (27,8%), wiesen allerdings höhere FAI-Werte auf als Patienten ohne ISS (–69,2 vs. –74,8 HU). Zudem waren die bei ihnen eingesetzten Stents länger (47,8 vs. 28 mm) und hatten einen geringeren Durchmesser (3 vs. 3,5 mm).
Der perikoronare FAI-Wert war unabhängig assoziiert mit einem erhöhten Risiko für eine In-Stent-Stenose. Bei einem Schwellenwert von –69,6 HU, erreichte der FAI eine Sensitivität von 52,5% und eine Spezifität von 81,4%. Positiv und negativ prädiktive Werte lagen bei 44,7% bzw. 85,7%. Und auch die Stentlänge erwies sich als unabhängiger Prädiktor für eine In-Stent-Stenose. Dem CRP-Wert hingegen konnte keine prädiktive Fähigkeit nachgewiesen werden.
Darauf basierend entwickelten die Autoren ein Risikoprädiktionsmodell, in dem Alter und Geschlecht der Patienten, der BMI, Vor-/Begleiterkrankungen (Hypertonie, Diabetes, Hyperlipidämie, Nikotinabusus), der CRP-Wert, der modifizierte Duke-CAD-Index, die Anzahl der Hochrisiko-Merkmale der Plaques sowie Länge und minimaler Durchmesser der Stents berücksichtigt wurden. Im Vergleich zeigte sich, dass dieses Modell einen besseren diskriminatorischen Wert hat, wenn zusätzlich die perikoronaren FAI-Werte mit einbezogen werden.
In Koronarläsionen mit einem hohen perikoronaren FAI-Wert entwickelt sich 4,58-mal wahrscheinlicher eine In-Stent-Stenose als in Läsionen mit geringeren FAI-Werten. Die Implantation eines Stents im Bereich einer stark entzündeten Plaque begünstigt also offenbar das Entstehen einer In-Stent-Stenose. In den präinterventionellen CCTA-Aufnahmen können solche Hochrisikoplaques identifiziert werden, sodass die Behandlung ggf. individuell angepasst werden kann. Beispielsweise könnten betroffene Patienten von antiinflammatorischen Medikamenten und Stents profitieren.
Stephanie Gräwert, Leipzig
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Publication History
Article published online:
02 January 2025
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