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DOI: 10.1055/a-2414-2324
MSK – Knochenmarkbiopsien kosteneffektiver ohne Bildgebung
Bone Marrow Biopsies: Is CT, Fluoroscopy, or no Imaging Guidance the Most Cost-Effective Strategy?.
Acad Radiol 2024;
31: 2880-2886
DOI: 10.1016/j.acra.2024.01.019
Bei Knochenmarkbiopsien kommen häufig keine bildgebenden Verfahren zum Einsatz, die Orientierung erfolgt stattdessen eher an anatomischen Landmarken. Doch seit einigen Jahren steigt die Nachfrage nach bildgebungsgestützten Knochenmarkbiopsien. Auch weil Studien darauf hindeuten, dass dabei höhere diagnostische Erfolgsraten erreicht werden können.
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Kosteneffektiver sind allerdings Biopsien ohne unterstützende Bildgebung, wie eine US-amerikanische Studie nun zeigen konnte, für die in einer hypothetischen Kohorte, bestehend aus Patienten mit hochgradigem Verdacht auf ein multiples Myelom, verschiedene diagnostische Szenarien modelliert wurden.
Die Kostenkalkulation beruhte auf den durchschnittlichen Kostenübernahmen der US-amerikanischen Krankenversicherung Medicare (nicht-bildgebungsgestützte Biopsie: 70,15 US-Dollar/$, Fluoroskopie- bzw. CT-gestützte Biopsie: 188,76 bzw. 213,83 $). Basierend auf verschiedenen Studien wurde für die jeweiligen Methoden eine Wahrscheinlichkeit für eine diagnostische Biopsie von 90–91% (ohne Bildgebung), 95% (Fluoroskopie-gestützt) bzw. 97–100% (CT-gestützt) angenommen und für eine erfolgreiche zweite Biopsie eine Wahrscheinlichkeit von 100%.
Simuliert wurde folgendes: Die Biopsie des Beckenkamms erfolgte entweder anhand anatomischer Landmarken oder CT- bzw. Fluoroskopie-gestützt. Im Falle eines nicht eindeutigen Befundes wurde die Biopsie nach 7 Tagen wiederholt. Wurde die Biopsie initial ohne Bildgebung oder mit CT durchgeführt, erfolgte die zweite Biopsie CT-gestützt. Kam bei der ersten Probenentnahme die Fluoroskopie zum Einsatz, wurde auch der zweite Eingriff unter Fluoroskopie durchgeführt. Nach der Biopsie wurden die Patienten für 29 Tage beobachtet.
Die Biopsie ohne Bildgebung erwies sich mit 92,17 US-Dollar als kostengünstigste Methode, gefolgt von der Fluoroskopie-gestützten Biopsie mit 198,20 $. Am teuersten war die CT-gestützte Probenentnahme (220,24 $). Dabei war die Effektivität der drei Methoden, gemessen an den qualitätskorrigierten Lebensjahren (QALY), vergleichbar (0,0431 vs. 0,0433 mit Fluoroskopie bzw. 0,434 mit CT).
Die CT-gestützte Biopsie ging mit einem inkrementellen Kosteneffektivitäts-Verhältnis (ICER) von 334043 $ einher und lag damit über dem festgelegten Schwellenwert der Zahlungsbereitschaft von 100000 $ pro QALY. Gleiches galt für die Fluoroskopie-gestützte Biopsie (ICER 606195 $). Den höchsten Net Monetary Benefit (NMB) hatte die Probenentnahme ohne Bildgebung (4218 vs. 4130 $ mit Fluoroskopie bzw. 4114 $ mit CT).
Die nicht bildgebungsgestützte Knochenmarkbiopsie ist gegenüber der Biopsie unter Fluoroskopie bzw. CT am kosteneffektivsten, insbesondere wegen der geringen Gesamtkosten und des vergleichbaren Einflusses auf die Lebensqualität. In manchen Fällen bleibt die Bildgebung dennoch eine sinnvolle bzw. notwendige Unterstützung, beispielsweise bei adipösen Patienten, bei denen anatomische Landmarken nicht eindeutig lokalisiert werden können, wenn die Patienten die erforderlichen Körperpositionen nicht einnehmen bzw. halten können oder wenn ihre Anatomie durch Operationen oder Erkrankungen verändert ist.
Stephanie Gräwert, Leipzig
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
02. Januar 2025
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