Z Gastroenterol 2025; 63(01): 10
DOI: 10.1055/a-2392-2087
Forschung aktuell

Kolektomie-Risiken bei Colitis-ulcerosa-Therapie mit JAK-Inhibitor oder Biologika

Contributor(s):
Friederike Klein
Dragoni G. et al.
Rates of Adverse Events in Patients With Ulcerative Colitis Undergoing Colectomy During Treatment With Tofacitinib vs Biologics: A Multicenter Observational Study.

Am J Gastroenterol 2024;
119: 1525-1535
DOI: 10.14309/ajg.0000000000002676.
 

Das Risiko für die Notwendigkeit einer Kolektomie ist für Patient*innen mit Colitis ulcerosa (CU) unter immunsupprimierender Therapie hoch. Für die Sicherheit der Kolektomie unter Therapie mit dem Januskinase (JAK)-Inhibitor Tofacitinib liegen wenig Daten vor. Eine retrospektive Kohortenstudie prüfte postoperative Komplikationen nach einer Kolektomie bei Tofacitinib-Exposition im Vergleich zu einer Biologika-Vortherapie.


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Die TOFA-poSTOP-Studiengruppe mit Gabriele Dragoni vom CED-Zentrum der Careggi Universitätsklinik in Florenz als Erstautorin identifizierte an 27 Zentren europaweit Patient*innen mit CU, die wegen einer medizinisch refraktären Erkrankung einer Kolektomie unterzogen wurden und zuvor Tofacitinib oder ein Biologikum erhalten hatten. Primärer Endpunkt der Studie war das Auftreten irgendeiner Komplikation innerhalb von 30 Tagen (frühe Komplikation) oder 90 Tagen (späte Komplikation) nach der Operation. Verglichen wurde die Komplikationsrate von Tofacitinib mit der Gruppe der Anti-Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α)-Biologika (Infliximab, Adalimumab, Golimumab), Vedolizumab und Ustekinumab. Sekundäre Endpunkte waren das Auftreten von Infektionen, Sepsis, Komplikationen am Eingriffsort, venöse Thromboembolien (VTE), stationäre Wiederaufnahmen und ein erneuter Eingriff innerhalb von 30 und 90 Tagen nach der Operation.

Ergebnisse

Es konnten Angaben von 301 Patient*innen analysiert werden. 64 waren mit Tofacitinib, 162 mit Anti-TNF-α-Biologika, 54 mit Vedolizumab und 21 mit Ustekinumab behandelt worden. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen Tofacitinib und den Biologika-Gruppen im primären Endpunkt und in den meisten sekundären Endpunkten. Ausnahmen waren eine höhere Rate von frühen VTE bei Anti-TNF-α-Therapie (p=0,047) und von späten VTE bei Vedolizumab-Therapie (p=0,03). In der multivariaten Analyse fanden die Wissenschaftler*innen keinen Hinweis für ein erhöhtes frühes oder spätes Komplikationsrisiko für eine der untersuchten Medikamentenklassen.

Andere Faktoren beeinflussten das Komplikationsrisiko signifikant. Eine Notfall-OP erhöhte das Risiko für frühe Komplikationen insgesamt (Odds Ratio [OR] 1,92), für frühe stationäre Wiederaufnahmen (OR 4,79) und für eine erneute chirurgische Maßnahme innerhalb von 30 Tagen (OR 7,49). Eine hohe Steroiddosis war ein signifikanter Risikofaktor für frühe Komplikationen allgemein (OR 1,96), für frühe Komplikationen am Eingriffsort (OR 2,03) und für einen frühen erneuten Eingriff (OR 7,52). War die Kolektomie laparoskopisch durchgeführt worden, traten signifikant seltener frühe Komplikationen auf (OR 0,54), insbesondere frühe Infektionen (OR 0,39), aber auch späte stationäre Wiederaufnahmen waren seltener (OR 0,34).

Fazit

Die Auswertung ergab kein Signal für ein erhöhtes Komplikationsrisiko der Kolektomie bei Therapie mit Tofacitinib im Vergleich zu Biologika. Als überraschend bezeichnen die Autor*innen den Befund, dass VTE bei Anti-TNF-α- und Vedolizumab-Therapie signifikant häufiger beobachtet wurden, nicht aber bei Tofacitinib-Vortherapie. Für Tofacitinib gibt es wie für andere JAK-Inhibitoren einen Rote-Hand-Brief wegen eines möglichen erhöhten kardiovaskulären Risikos.


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Friederike Klein, München


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Publication History

Article published online:
10 January 2025

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