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DOI: 10.1055/a-2361-5603
Gute Lebensqualität viele Jahre nach erfolgreicher Reanimation
Long-term quality of life after out-of-hospital cardiac arrest.
JAMA Cardiol 2023;
11: 1022-1030
DOI: 10.1001/jamacardio.2023.2934
- Lebensqualität im Fokus
- Untersuchte Patienten nach Kreislaufstillstand
- Keine relevanten Einschränkungen
- Einschränkungen
Das medizinische Versorgungssystem setzt viel Energie daran das Überleben nach einem Kreislaufstillstand zu verbessern. Mit steigender Zahl an Überlebenden gewinnt die Lebensqualität der Patienten zunehmend an Bedeutung. Viele Studien konzentrieren sich üblicherweise auf die Lebensqualität bis zu einem Jahr nach dem Ereignis. Darüber hinaus ist die Datenlage allerdings begrenzt.
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Um diese Wissenslücke zu schließen, untersuchte das Forscherteam um Harman Yonis vom Nordsjaellands Krankenhaus in Hillerod (Dänemark) die Lebensqualität von Langzeitüberlebenden nach einem Kreislaufstillstand.
Grundlage für ihre Querschnittsstudie war das dänische Reanimationsregister, das sie auf erfolgreich wiederbelebte Patienten mit mindestens 30 Tage Überleben untersuchten. Mithilfe dieser dänischen Gesundheitsdatenbank konnten sie Fragebogen an die Überlebenden versenden. Damit überblickten sie einen Zeitraum von fast 20 Jahren.
Lebensqualität im Fokus
Um die Lebensqualität nach überlebtem Kreislaufstillstand zu erfassen, enthielt der Fragebogen der Forschenden unterschiedliche Tests, die diverse physische und psychische Aspekte des täglichen Lebens erfassten:
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EuroQol-Gesundheitsfragebogen (EQ-5D)
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12-Punkte-Gesundheitskurzumfrage (SF-12)
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Krankenhaus-Angst- und Depressions-Skala (HADS)
Der EQ-5D fragt 5 Dimensionen der körperlichen und geistigen Gesundheit ab und gibt einen sogenannten „EQ-Index“ aus. Dieser bewegt sich zwischen −0,624 und 1. 1 entspricht dabei bester Gesundheit, und negative Werte stellen einen Gesundheitszustand schlechter als der Tod dar.
Ähnlich verhält es sich mit den beiden anderen Tests, die dimensionslose Indizes für körperliche oder geistige Störungen berechnen.
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Untersuchte Patienten nach Kreislaufstillstand
In dem beinahe 20-jährigen untersuchten Zeitraum identifizierten die Autoren viereinhalb Tausend Überlebende, von denen etwas mehr als die Hälfte den Fragebogen komplettierten (Antwortende).
Sie teilten die Patienten in 8 Kohorten mit unterschiedlichen Zeiträumen nach erfolgreicher Reanimation ein. Die Antwortenden waren im Median 67 Jahre alt und lebten zum Zeitpunkt der Abfrage 5,5 Jahre nach Kreislaufstillstand. Der Großteil war männlichen Geschlechts (81,3%).
Lediglich 0,7% der Antwortenden gegenüber 6,5% Nichtantwortenden lebte in einem Pflegeheim.
Wie in den nordischen Ländern üblich verzeichneten die Forschenden in beiden Gruppen hohe Raten an Laienreanimation (68,2% Antwortende und 63,1%) und Defibrillation vor Eintreffen des Rettungsdienstes (18,9% Antwortende und 13,2%) bei initial hohen Anteilen defibrillierbarer Rhythmen (68,2% und 63,1%).
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Keine relevanten Einschränkungen
Im EQ-5D war die Lebensqualität aller Patientenkohorten – d. h. sowohl derjenigen mit der kürzesten Nachverfolgungszeit bis zu einem Jahr als auch derer mit der längsten Nachbeobachtung von fast 20 Jahren – vergleichbar mit der Normalbevölkerung Dänemarks. Die Autoren berechneten den Index mit 0,9. Der größte Teil der Überlebenden hatte in allen 5 Kategorien keinerlei Probleme oder Einschränkungen.
Ähnliche Ergebnisse stellten Yonis et al. beim SF-12 fest: Der berechnete Wert lag sogar über dem der dänischen Referenzgruppe. Die physischen und psychischen Werte variierten in den einzelnen Kohorten nur minimal.
Im HADS erkannten die Autoren bei über 80% der Antwortenden lediglich ein geringes Risiko für Angst und Depression. In den Kohorten sank das Risiko über die Zeit mit zunehmendem Abstand zum überlebten Stillstand.
Es bestand ein Zusammenhang zwischen positiven Bewertungen in einem Test zu positiven Werten in anderen Tests. Den Autoren fiel auf, dass Männer bessere Testwerte und günstigere Ergebnisse aufwiesen als Frauen, was über die unterschiedlichen Altersgruppen konstant blieb.
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Einschränkungen
Die Rücklaufquote betrug 56,1%, was 2552 Überlebenden entsprach. Dies ist akzeptabel, aber der Anteil an Nichtantwortenden ist nicht zu vernachlässigen. Indirekte Schlüsse über deren Lebensqualität können über die Pflegebedürftigkeit in einer Einrichtung gezogen werden – diese war mit 6,5% in dieser Gruppe größer. Schlussfolgerungen über die Lebensqualität der Übrigen können jedoch nicht gezogen werden.
Die Autoren stellen fest, dass nach überlebten Kreislaufstillstand die untersuchten Patienten durchaus eine hohe Lebensqualität zurückerlangen. Diese ist vergleichbar mit der gesunden dänischen Bevölkerung. Sie schließen daraus, dass es sich lohnt, Anstrengungen in die Verbesserung der Wiederbelebung und des Netzwerkes zu unternehmen.
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Dr. med. Marc-Michael Ventzke
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Publication History
Article published online:
03 February 2025
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