AkupunkturPraxis 2022; 3(01): 31-37
DOI: 10.1055/a-1688-2438
Refresher

Emotionale Störungen in Corona-Zeiten

Thomas Gefaell

 

Akupunktur eignet sich als Co-Therapie zur Behandlung psychischer Störungen. Sie bewegt stagniertes Qi und somit auch Blut, das sich in einem Schwächezustand befindet. Auch Emotionen verbrauchen Blut und somit Yin. Corona beeinflusst den Gemütszustand und dadurch die Emotionen der Menschen. Außerdem sind eine Kräutertherapie und/oder eine psychologische Betreuung bei der Behandlung einer emotionalen Dysregulation inklusive Burn-out von großer Bedeutung.

COVID-19 in der Praxis

COVID-19 stellt das gesamte soziale Gefüge unserer Menschheit auf diesem Planeten auf den Kopf. Neben den Attacken der verschiedensten Versionen des Corona-Virus in Form von Wellen finden sich zunehmend Wellen von Dysregulationen in unserer Gesellschaft. Die Polarisierung, die im Außen stattfindet, überträgt sich auch auf die Gemüter der Menschen. Was im kollektiven Unterbewusstsein bleibt, sind eine tiefe Resignation, Verwirrung, teilweise Panik und Angst (z. B. bei Menschen, die ihren Job verloren haben oder ihr Zuhause nicht mehr bezahlen können, was nicht selten zu einem emotionalen Trauma führt), Schlafstörungen, innere Unruhe bis hin zum bekannten „Ich kann nicht mehr“. Nicht nur die Infektionszahlen steigen, auch die Suizide nehmen zu.

Es ist eine sehr große Herausforderung, in dieser Zeit zu helfen. Erstens, weil unsere Hilfe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein eines bröckelnden Gebäudes ist, und zweitens, weil die Arbeit selbst äußerst zehrend ist. Durchlässig zu sein für den Stress der Außenwelt, wäre für uns Ärzte und Therapeuten das Gebot der Stunde.

Dies sind die Einblicke und Erfahrungen eines TCM-Arztes seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Und gleich vorweg: Akupunktur alleine wäre bei emotionalen Dysregulationen wie Schlafstörungen, Burn-out oder Depressionen zu wenig. Mit Akupunktur bewegt man Qi, bringt Wärme in die Funktionskreise, leitet Hitze oder Feuchte aus. Aber Blut zu nähren, ist in diesem Fall äußerst wichtig, da es bei emotionalen Zuständen stärker verbraucht wird als bei harmonischer Regulation. Dazu müssen Kräuter eingesetzt werden.

Ich verwende die Akupunktur gerne als Start einer Therapie. Zum einen, weil sie schnell und unmittelbar schon während der Nadelung Entspannung bringt, und zum anderen, weil ich, während der Patient liegt, Zeit habe, eine Kräuterrezeptur sowie – falls es für den Patienten möglich ist – einen Ablauf von Qigong-Übungen und Ernährungsrichtlinien zu erstellen. Bis zum Anfluten der Kräutermedizin ist somit schon eine erste Energiebrücke gebaut. Ich verwende die Nadeln zumeist auch als Begleittherapie zu den Kräutern, z. B. wenn der Patient nach 4–8 Wochen zur Kräuterkorrektur kommt. Nach Einnahme der 1. KräuterCharge wirkt die Akupunktur schon um einiges entspannender und stimmungsaufhellender als beim 1. Mal. Das hängt aber wohl auch damit zusammen, dass Patienten bei der Folgebehandlung schon mehr Vertrauen in die Arbeit haben, weil bereits eine leichte Besserung verspürt wurde.


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Die 7 Emotionen und 5 Funktionskreise

Jeder Akupunktur gehen ein Gespräch sowie eine Puls- und Zungendiagnostik voraus. Diese zeigen den Pfad in die Therapie. Dieser Pfad führt zumeist tief in Gefühle und Emotionen.[Tab. 1] zeigt, wie sich das Qi bei Einwirkung dieser Emotionen verändert. Emotionen ändern bzw. stören den normalen Qi-Fluss im Body-Mind-System.

Tab. 1 Die 7 Emotionen und 5 Funktionskreise [1].

Emotion

Funktionskreis

Qi-Bewegung

Organwirkung

zusätzlich

Ärger

Leber

Qi geht nach oben

Le-Yang steigt auf

Hun wird aus seiner Verankerung gebracht

Freude

Herz

Entspannung

zerstreut He-Qi und Shen

He-Feuer

Grübeln

Milz

blockiert den freien Qi-Fluss

Schleim, schwache Verdauung

Vergesslichkeit

Sorge

Milz, Lunge

blockiert den Qi-Fluss dieser Organe

Atmung beeinträchtigt

Lunge kommt mit der Feuchtigkeitsverteilung nicht mehr nach → Schleim

Trauer

Lunge

erschöpft das Qi

stört Atmung, schädigt Lungen-Qi

Apathie des Herzens

Angst, Furcht

Niere

Qi sinkt nach unten

verzagt und unentschlossen

mit der Zeit auch He-Symptome (Schlaflosigkeit und Palpitation)

Schreck und Schock

Herz und alle anderen Organe

zerstreut das Qi

zerstreut v. a. Herz-Qi

Panik, wirres Reden, Planlosigkeit

Die Aufgabe bzw. das Thema der Akupunktur ist die Qi-Bewegung. Im Folgenden soll anhand des Burn-out-Syndroms der Einsatz der Nadeln und Punkte erklärt werden, weil es in der Entfaltung eines Burn-outs verschiedene Stufen mit entsprechender Symptomatik gibt, die sich auch isoliert als Störungen zeigen können.


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Akupunkturbehandlung

Innere Unruhe

Die Hauptursachen für innere Unruhe ([Tab. 2]) sind zumeist innerer Wind, Blut-Leere, Hitze und auch Schleim, der als „Cover“ über der Dysfunktion therapeutisch als Erstes in Angriff genommen werden muss. Ma 40 (Feng Long) ([Abb. 1]) ist sozusagen der Meisterpunkt für dieses Thema. Ich musste aber in meiner Praxis immer wieder feststellen, dass hier die therapeutische Ausbeute zu gering war, v. a. wenn man nur 1-mal im Monat akupunktiert. Daher kombiniere ich Feng Long, den Luo der Magen-Leitbahn, mit Mi 3 (Tai Bai) ([Abb. 1]), dem Quell-, Erd-, Yuan- und Ben-Punkt der Milz. Dieser Ausgleich steigert bei gekoppelten Leitbahnen den Therapieeffekt deutlich. Ma 40 wird oft bei psychischen und psychosomatischen Störungen verwendet, weil er stagnationslösend direkten Einfluss auf die Lunge hat und somit das Unwohlsein bei Grübeln und Sorge lindert. Mi 3 stärkt das nachgeburtliche Qi und tonisiert die Mitte.

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Abb. 1 Punkte zur Behandlung von innerer Unruhe (ohne Abbildung: Di 4). Quelle: Thieme Group

Tab. 2 Akupunkturpunkte bei innerer Unruhe

Punkt

Ma 40 (Feng Long)

Mi 3 (Tai Bai)

Pe 7 (Da Ling)

Le 2 (Xing Jian)

Di 4 (He Gu)

Le 3 (Tai Chong)

Funktion

Luo-Punkt

Yuan-Punkt

Yuan-Punkt, Sedierungspunkt

Sedierungspunkt

Yuan-Punkt

Yuan-Punkt

Indikationen/Funktionen TCM

  • Schleim- und Nässe-Ansammlung

  • Fülle- und Leere-Muster mit Schleim

  • als Luo-Punkt Bezug zur Milz-Funktion

  • Atemwegsstörungen mit Engegefühl und Schleim

  • innere pathogene Faktoren wie Sorgen und Grübeln

  • Milz-Qi-Leere

  • Nässe-Ansammlung

  • Hitze-Nässe

  • Schleim in der Lunge

  • Leere-Muster der Milz, seltener Fülle-Muster (Nässe-Hitze)

  • tonisiert die Milz, stärkt die Transformation durch die Milz

  • stärkt die geistige Verarbeitungsfähigkeit (Seeleninstanz der Milz: Yi=Intellekt)

  • harmonisiert die Mitte und reguliert das Qi

  • drainiert und eliminiert Nässe

  • Herz-Feuer

  • thorakale Qi-Stagnation

  • rebellierendes Magen-Qi

  • klärt Hitze im Herzen

  • beruhigt den Geist (Shen)

  • reguliert thorakalen Qi-Fluss

  • Leber-Feuer

  • Leber-Wind

  • Funktionsstörungen im Unteren Erwärmer

  • klärt Leber-Feuer

  • reguliert Leber-Qi-Fluss

  • bremst aufsteigendes Leber-Yang und Leber-Wind

  • kühlt Blut-Hitze

  • vertreibt äußere pathogene Faktoren

  • befreit die Oberfläche

  • beruhigt den Geist (Shen)

  • reguliert das Lungen-Qi

  • reguliert den Fluss des Leber-Qi

  • nährt Leber-Blut und -Yin

  • hat Einfluss auf sämtliche Funktionsstörungen der Leber

  • reguliert den Unteren Erwärmer und die Menstruation

  • besänftigt inneren Wind

  • löst Krämpfe
    befreit den Energiefluss der Leitbahn

  • lindert Schmerzen

Indikationen westlich

  • psychosomatische Krankheiten (Sorge und Grübeln)

  • Funktionsstörungen des Magens

  • Schmerzen in der Thoraxregion

  • funktionelle Störungen des Magen-Darm-Trakts

  • schmerzhafte Funktionsstörungen der Großzehe

  • thorakales Beklemmungsgefühl

  • allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit

  • Schmerzen der Handgelenkregion, z. B. Karpaltunnelsyndrom

  • funktionelle Herzerkrankungen

  • thorakales Beklemmungsgefühl

  • extreme Unruhe

  • laterale Kopfschmerzen

  • Funktionsstörungen des Auges

  • Dysmenorrhö

  • Amenorrhö

  • Hypertonie

  • Schmerzen im Zehenbereich

  • übergeordneter Schmerzpunkt

  • spezifisch Schmerzen im Gesichtsbereich

  • abdominelle Erkrankungen (spasmolytische Wirkung)

  • psychosomatische Spannungszustände

  • Kopfschmerzen (v. a. temporal und parietal)

  • Schwindel

  • Tinnitus

  • Menstruationsstörungen

Ist das Thema Schleim einmal unter Kontrolle (der Stuhl wird z. B. fester), begegnet uns im Pulsverhalten oft ein rauer, schwacher und gespannter Leberpuls. Dies weist auf eine Leber-Blut-Schwäche hin. Eigentlich ist dies eine Domäne der Kräutermedizin. Aber mit den 4 Pforten Di 4 (He Gu) und Le 3 (Tai Chong) ([Abb. 1]) hilft uns die Nadelung doch, die Leber zur Blutbildung anzuregen, den Qi-Fluss zu regulieren, inneren Leberwind zu vertreiben und den Geist zu beruhigen. Es sind die Qi-Tore des Yang Ming und die Blut-Tore des Jue Yin. Gemeinsam haben sie weitreichende Wirkung auf die Blutzirkulation im Körper, die sich bei dieser Thematik oft in einem Stase-Zustand befindet. Diese Kombination eignet sich bei allen Zuständen von Stress und Erregung. Sie nimmt im wahrsten Sinn des Wortes den Wind aus den Segeln. Di 4 ist einer der wichtigsten Windpunkte.

Ein weiteres Punktepaar bei Qi-Einschnürung, die zu Hitze im Jue Yin führt, ist Pe 7 (Da Ling) und Le 2 (Xing Jian) ([Abb. 1]). Wann immer ich innerhalb unserer Thematik eine Pulsgeschwindigkeit von 1 : 6 und darüber vorfinde, nadle ich diese Mutter-Sohn-Kombination. Pe 7 ist der Erde-Punkt auf der Perikard-Leitbahn und Le 2 ist der Feuer-Punkt auf der Leber-Leitbahn. Stress und Ruhelosigkeit, Ein- und/oder Durchschlafprobleme wären die Symptomatik für diese Nadelung.


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Schlafstörungen

Wenn das Herz-Feuer das Nierenwasser verdampft: Ein Klassiker zum Thema Schlafstörungen ([Tab. 3]), der zu zerstreutem Herz-Qi und zu Nieren-Yin-Schwäche führt, mit der weiteren Konsequenz, dass Leere-Yang aufsteigt und weiteren Unfrieden im Geist (Shen) erzeugt. Man kann weder ein- noch durchschlafen, wälzt sich im Bett hin und her, eventuell bestehen Nachtschweiß und Zähneknirschen und man ist dann am Morgen gerädert und antriebslos. Der Puls ist dünn und leer, die Zunge oft rot und ohne Belag. Meistens führt diese Symptomatik zu einer Hitze im Yang Ming. Hier greifen die Jing-Punkte (Brunnenpunkte) des Yang Ming, oben Di 1 (Shang Yang) und unten Ma 45 (Li Dui) ([Abb. 2]). Ich lasse sie auch gerne bluten. Bei lange anhaltendem Stress (innerlich wie äußerlich) erschöpft sich schließlich das Nieren-Yin und es kommt zu einer Disharmonie zwischen Herz und Nieren. He 6 (Yin Xi), der Xi-Punkt des Herzens, und Ni 7 (Fu Liu), der Mutterpunkt der Niere, helfen, Shao Yin zu balancieren, den Geist zu beruhigen und das Schwitzen zu stoppen. Denn Schwitzen entleert zusätzlich das Herz-Qi ([Abb. 2]).

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Abb. 2 Punkte zur Behandlung von Schlafstörungen (ohne Abbildung: Di 1). Quelle: Thieme Group

Tab. 3 Akupunkturpunkte bei Schlafstörungen.

Punkt

Di 1 (Shang Yang)

Ma 45 (Li Dui)

He 6 (Yin Xi)

Ni 7 (Fu Liu)

Funktion

Sedierungspunkt

Xi-Punkt

Tonisierungspunkt

Indikationen/Funktionen TCM

  • beruhigt den Geist (Shen)

  • klärt das Sehen

  • beruhigt den Geist (Shen)

  • klärt das Sehen

  • stärkt das Herz-Qi

  • beruhigt den Geist (Shen)

  • vertreibt Hitze

  • Nieren-Yang-Leere

  • Nieren-Yin-Leere

  • Ödeme und Hitze-Nässe im Unteren Erwärmer

  • tonisiert die Nierenfunktion

  • nährt Nieren-Yin

  • stärkt Nieren-Yang

  • unterstützt die Wasserwege

  • reguliert die Schweißsekretion

  • stärkt die Lumbalregion

Indikationen westlich

akute schmerzhafte und entzündliche Erkrankungen im Mund/Rachen

akute Erkrankungen im Nasen-, Mund- und Rachenbereich (Zahnschmerzen, Rhinitis, Laryngitis, Pharyngitis)

funktionelle Herzbeschwerden

  • chronische gynäkologische und urogenitale Funktionsstörungen

  • Ödeme der Beine

  • Funktionsstörungen des oberen und unteren Sprunggelenks

  • Achillodynie


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Angststörungen

Wenn das Qi nach unten fließt, dann haben wir es mit einer Angststörung ([Tab. 4]) zu tun und befinden uns somit im Funktionskreis Niere. Hier sollen nur einige Inspirationen für die Praxis angesprochen werden. Zumeist haben wir in der TCM-Praxis mit plötzlich auftretendem Herzklopfen, chronischer Ängstlichkeit und emotionaler Erschöpfung zu tun. Oft handelt es sich dabei um einen Herz- und Nieren-Qi-Mangel. Die Zunge ist blass und hat einen dünnen, weißen Belag. Zwei Punkte sind hier essenziell: KG 4 (Guan Yuan) und Ma 36 (Zu San Li) ([Abb. 3]). KG 4 stärkt Nieren-Qi und Yuan-Qi, Ma 36 stimuliert das Immunsystem und bewirkt eine allgemeine Qi-Tonisierung.

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Abb. 3 Punkte zur Behandlung von Angststörungen. Quelle: Thieme Group

Tab. 4 Akupunkturpunkte bei Angststörungen.

Punkt

KG 4 (Guan Yuan)

Ma 36 (Zu San Li)

Dü 3 (Hou Xi)

Bl 62 (Shen Mai)

Lu 7 (Lie Que)

Ni 6 (Zhao Hai)

LG 20 (Bai Hui)

Funktion

Alarmpunkt (Mu-Punkt) des Dünndarms

unterer einflussreicher Punkt des Magens (unterer He-Punkt)

Tonisierungspunkt, Einschaltpunkt für Du Mai

Einschaltpunkt für die Außerordentliche Leitbahn Yang Qiao Mai (Fersen-Yang-Gefäß)

Passagepunkt (Luo-Punkt), Einschaltpunkt für das Konzeptionsgefäß (Ren Mai)

Einschaltpunkt für die Außerordentliche Leitbahn Yin Qiao Mai (Fersen-Ying-Gefäß)

Indikationen/Funktionen TCM

  • Nieren-Yin-Leere

  • Nieren-Essenz-Leere (Jing-Leere)

  • tonisiert die Nieren und das Ursprungs-Qi

  • nährt Blut, Yin und die Essenz (Jing)

  • reguliert den Qi-Fluss im Unteren Erwärmer

  • Milz- und Magen-Qi-Leere

  • allgemeine Qi-Leere

  • stärkt Milz und Magen

  • stärkt das Qi

  • harmonisiert und reguliert die Mitte

  • stärkt Wei-Qi (Abwehr-Qi)

  • Störungen des Geistes (Shen)

  • Fülle-Muster (Wind, Hitze, Stagnation)

  • Leere-Zustände (Nieren, Herz)

  • reguliert Du Mai

  • Stagnation der Blasen-Leitbahn

  • eliminiert äußeren und inneren Wind

  • Unruhe des Geistes (Shen)

  • Befall der Lunge durch Wind-Kälte und Wind-Hitze

  • Lungen-Qi-Stagnation

  • befreit die Oberfläche von pathogenen Faktoren

  • reguliert und senkt das Lungen-Qi ab

  • öffnet das Konzeptionsgefäß (Ren Mai)

  • Nieren-Yin-Leere

  • Nieren-Yin-Leere mit auflodernder Leere-Hitze

  • stärkt das Nieren-Yin

  • zügelt das Nieren-Yang und verbindet es wieder stärker mit dem Nieren-Yin

  • besänftigt inneren Wind

  • führt das klare Yang nach oben

  • harmonisiert und sediert/beruhigt den Geist (Shen)

Indikation westlich

  • urogenitale Funktionsstörungen

  • chronische Krankheitsbilder mit allgemeiner Leistungsschwäche

  • Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts

  • chronische Krankheitsbilder mit Müdigkeit und Leistungsschwäche

  • psychosomatische Erkrankungen

  • schmerzhafte Funktionsstörungen von Knie und unterer Extremität

  • Allergien

  • psychisch harmonisierende Wirkung

  • schmerzhafte Funktionsstörungen der Nacken-, Schulterregion, der Hand, des Handgelenks, der Lumbalregion und der gesamten Wirbelsäule

  • okzipitale Kopfschmerzen dorsal

  • Tinnitus

  • Spasmolyse

  • Schmerzen und Funktionsstörungen im Bereich des unteren Sprunggelenks, der Wirbelsäule (paramedian)

  • okzipitale Kopfschmerzen

  • Fibularisneuralgie und -parese

  • schmerzhafte Funktionsstörungen in der Handgelenkregion und der ventralen Schulterregion

  • Rhinitis

  • Kopfschmerzen

  • psychosomatische Funktionsstörungen

  • urogenitale Störungen

  • Schlafstörungen

  • Funktionsstörungen der Sprunggelenke

  • Achillodynie

  • Hauterkrankungen

  • Schmerzen der medialen Knöchelregion

  • Unruhezustände

  • Schlafstörungen

  • alle Formen von Kopfschmerzen

  • Schwindelzustände

Übersieht ein Patient das Angstthema oder verdrängt es gar, kann sich auf dem Boden der verdrängten Angst („ich bin okay“) zuerst eine grantige, depressive Stimmung entwickeln, und wenn diese lange genug anhält oder chronisch wird, entsteht daraus eine handfeste Depression. Hier wäre die Zuordnung zum Funktionskreis Niere allein zu wenig. Das Hauptthema von Depression ist Stagnation und Qi-Stagnation kann alle Organe befallen. In diesem Fall bewährt sich als Therapieeinstieg die Kombination von Du Mai und Ren Mai, um den sog. kleinen Energiekreislauf wieder in Gang zu bringen. Dazu bedient man sich der Außerordentlichen Leitbahnen. Jede Außerordentliche Leitbahn hat einen Öffnungspunkt und einen Ankopplungspunkt. Dieser ist gleichzeitig der Öffnungspunkt einer anderen Außerordentlichen Leitbahn. Die Außerordentlichen Leitbahnen werden nur energetisch eingebunden, wenn Öffnungspunkt und Ankopplungspunkt zusammen angesprochen werden. Tradiert wird zuerst der Öffnungspunkt bei Frauen rechts, bei Männern links genadelt, anschließend der Ankopplungspunkt bei Frauen links und bei Männern rechts. Zum Beispiel bei einer Frau 1. Nadel Dü 3 (Hou Xi) rechts ([Abb. 4]), 2. Nadel Bl 62 (Shen Mai) links ([Abb. 4)], 3. Nadel Lu 7 (Lie Que) links ([Abb. 3]), 4. Nadel Ni 6 (Zhao Hai) rechts ([Abb. 3]). Zusätzlich bewährt sich bei dieser Technik das Stechen von LG 20 (Bai Hui) ([Abb. 4]), sozusagen als Energieheber. Ist der Patient kooperativ, wird zusätzlich noch die Zungenspitze ans Gaumendach angelegt und tief in den Bauch ein- und ausgeatmet. Die Nadeln können ohne Weiteres 45 Minuten belassen werden.

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Abb. 4 Punkte zur Behandlung von Angststörungen. Quelle: Thieme Group
Fazit

Emotionale Störungen sind äußerst vielseitig und raffiniert. Es wäre vermessen, alles in der Praxis behandeln zu wollen. Manche Patienten brauchen auch ein stationäres Auffangen. Die pharmazeutische Medikation, mit der der Patient zu uns kommt, wie Schlafmittel, Neuroleptika und Antidepressiva, stehen hier an erster Stelle. Die Einnahme dieser Substanzen führt zu einer Wirkungsminderung von Akupunktur und Kräutermedizin (hier auch cave Wechselwirkungen). Die Zusammenarbeit mit Psychiatern bzw. Psychotherapeuten ist daher sinnvoll, auch weil sich der Patient dann doppelt betreut fühlt.


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Autorinnen/Autoren

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Thomas Gefaell
Medizinstudium an der Uni Wien. Er ist der TCM seit 1979 verbunden. Masterstudium in Bejing am Guan An Men Spital. Approbiert von Kyung San Uni, California. Eigene TCM-Praxis seit 2000. Unterrichtete als Lehrer bei der TCM-Akademie Wien, MedChin, Bacopa/ÖAGTCM. Veröffentlichungen in mehreren Fachmagazinen und Büchern. Seit 2020 in Pension, aber weiterhin 2 Tage/Woche Patientenarbeit.

Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

  • 1 Gefaell T. Psychische Störungen. In: Focks C. Leitfaden Chinesische Medizin. 7. Aufl.. München: Elsevier; 2018
  • 2 Gefaell T. Burn-out – ein Ansatz. Das Burn-out-Syndrom aus der Sicht der Psychosomatik in der TCM. In: Noll A, Kirschbaum B. Stresskrankheiten. München: Urban & Fischer; 2006

Korrespondenzadresse

Dr. med. Thomas Gefaell
Gamlitzer Straße 36/Top 1
8461 Ehrenhausen

Publication History

Article published online:
15 February 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

  • Literatur

  • 1 Gefaell T. Psychische Störungen. In: Focks C. Leitfaden Chinesische Medizin. 7. Aufl.. München: Elsevier; 2018
  • 2 Gefaell T. Burn-out – ein Ansatz. Das Burn-out-Syndrom aus der Sicht der Psychosomatik in der TCM. In: Noll A, Kirschbaum B. Stresskrankheiten. München: Urban & Fischer; 2006

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Thomas Gefaell
Medizinstudium an der Uni Wien. Er ist der TCM seit 1979 verbunden. Masterstudium in Bejing am Guan An Men Spital. Approbiert von Kyung San Uni, California. Eigene TCM-Praxis seit 2000. Unterrichtete als Lehrer bei der TCM-Akademie Wien, MedChin, Bacopa/ÖAGTCM. Veröffentlichungen in mehreren Fachmagazinen und Büchern. Seit 2020 in Pension, aber weiterhin 2 Tage/Woche Patientenarbeit.
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Abb. 1 Punkte zur Behandlung von innerer Unruhe (ohne Abbildung: Di 4). Quelle: Thieme Group
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Abb. 2 Punkte zur Behandlung von Schlafstörungen (ohne Abbildung: Di 1). Quelle: Thieme Group
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Abb. 3 Punkte zur Behandlung von Angststörungen. Quelle: Thieme Group
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Abb. 4 Punkte zur Behandlung von Angststörungen. Quelle: Thieme Group